Definition
Die Sandstrahlen-Fassadenreinigung ist ein abrasives Reinigungsverfahren, bei dem unter hohem Druck Strahlmittel wie Sand, Glasgranulat oder Granatsand auf die Fassadenoberfläche aufgebracht werden, um Verschmutzungen, Beschichtungen oder beschädigte Schichten mechanisch zu entfernen.
Verfahren der Sandstrahlen-Fassadenreinigung
Beim Sandstrahlen in der Fassadenreinigung wird ein Strahlmittel mithilfe von Druckluft oder Wasser mit hoher Geschwindigkeit auf die zu reinigende Oberfläche geschleudert. Der mechanische Aufprall löst Schmutz, alte Farbschichten oder beschädigtes Material ab. Der Ablauf lässt sich in mehrere Schritte unterteilen:
- Vorbereitung der Fläche
Vor dem Strahlen wird die Fassade auf Materialart, Schadensbild und Empfindlichkeit geprüft. Abdeckfolien oder Schutzplatten verhindern Schäden an Fenstern, Türen und angrenzenden Bauteilen. - Auswahl von Strahlmittel und Druck
- Korund oder Granatsand für starken Abtrag auf Beton oder robustem Klinker.
- Glasgranulat für mittlere Abrasivität.
- Niedriger Druck (< 4 bar) für schonende Reinigung, hoher Druck (> 8 bar) für intensive Schichtabtragung.
- Düsentechnik und Strahlführung
Je nach Material wird eine passende Düse gewählt, z. B. eine Wirbelstrahldüse für gleichmäßigen Abtrag bei empfindlicheren Flächen. Die Strahlrichtung erfolgt in gleichmäßigen Bahnen mit konstantem Abstand, um Materialverluste zu minimieren. - Nachbehandlung
Nach dem Strahlen wird die Fassade gründlich gereinigt, um Strahlmittelreste zu entfernen. Bei Bedarf folgt eine Oberflächenversiegelung oder Imprägnierung, um erneuter Verschmutzung vorzubeugen.
Das Verfahren ist besonders effektiv bei robusten Oberflächen, erfordert jedoch Erfahrung, um Schäden wie Aufrauen, Abplatzen oder Verlust von Schutzschichten zu vermeiden. Für sensible Fassadenmaterialien sollte auf schonendere Techniken wie Niederdruck- oder Trockeneisstrahlen ausgewichen werden.
Geeignete Fassadenmaterialien und Anwendungsbereiche
Das Sandstrahlen in der Fassadenreinigung eignet sich vor allem für harte, widerstandsfähige Untergründe, die den mechanischen Abtrag durch das Strahlmittel ohne strukturelle Schäden überstehen. Typische Einsatzbereiche sind:
- Betonfassaden – Sehr widerstandsfähig, gut geeignet für die Entfernung von Farbe, Graffiti, Rost- oder Ölflecken.
- Klinker – Robust, aber mit Vorsicht zu bearbeiten, um die schützende Sinterschicht nicht zu beschädigen.
- Metallfassaden – Ideal zur Rostentfernung und für die Vorbereitung von Beschichtungen.
Weniger geeignet oder ungeeignet ist das Verfahren für:
- Naturstein – Empfindliche Steine wie Sandstein oder Marmor können durch die hohe Abrasivität irreversibel beschädigt werden; hier sind schonende Alternativen vorzuziehen.
- Putz und Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) – Zu empfindlich für den mechanischen Abtrag, Gefahr von Abplatzungen und Materialverlust.
- Holzfassaden – Möglich nur mit sehr geringem Druck und weichen Strahlmitteln, um die Oberfläche nicht aufzurauen.
Anwendungsbereiche:
Das Sandstrahlen wird eingesetzt zur Entfernung von Altanstrichen, hartnäckigen Verschmutzungen, Graffiti, Korrosionsschichten sowie zur Oberflächenvorbereitung vor einem neuen Anstrich oder einer Beschichtung.
Vor- und Nachteile
Das Verfahren der Sandstrahlen-Fassadenreinigung bietet bei fachgerechter Anwendung zahlreiche Vorteile, birgt jedoch auch spezifische Risiken – insbesondere bei unsachgemäßer Ausführung oder ungeeigneten Untergründen.
Vorteile:
- Effektive Reinigungskraft
Hartnäckige Verschmutzungen, Farbreste, Graffitis und alte Beschichtungen lassen sich gründlich und rückstandslos entfernen. - Materialabtrag bei Bedarf
Ideal zur gezielten Untergrundvorbereitung für nachfolgende Sanierungsmaßnahmen wie Beschichtungen, Anstriche oder Imprägnierungen. - Vielfältige Strahlmittelkombinationen
Durch die Wahl des passenden Strahlmittels (z. B. Glasgranulat, Granatsand) und variablen Druck lässt sich das Verfahren an unterschiedliche Anforderungen anpassen. - Schnelle Durchführung
Große Flächen lassen sich in kurzer Zeit reinigen – besonders vorteilhaft bei Industriebauten oder bei Zeitdruck im Sanierungsprozess.
Mögliche Risiken:
- Substanzschädigung bei empfindlichen Materialien
Naturstein, Putz und WDVS können durch das abrasive Strahlen dauerhaft beschädigt werden – von Oberflächenrauhigkeit bis hin zu strukturellen Abplatzungen. - Verlust schützender Fassadenschichten
Bei Klinkerfassaden kann die Sinterschicht zerstört werden, was langfristig zu Feuchteproblemen oder schneller Wiederverschmutzung führt. - Staub- und Lärmbelastung
Das Verfahren erzeugt feine Partikel und hohe Lärmemissionen – entsprechende Schutzmaßnahmen (Abdeckungen, Absaugung, Arbeitsschutz) sind zwingend erforderlich. - Umweltrelevanz
Abgetragene Stoffe und Strahlmittelreste müssen umweltgerecht aufgefangen und entsorgt werden.
Strahlmittel in der Sandstrahlen-Fassadenreinigung
Die Wahl des richtigen Strahlmittels ist entscheidend für den Erfolg und die Sicherheit bei der Sandstrahlen-Fassadenreinigung. Unterschiedliche Materialien, Härtegrade und Korngrößen erzeugen jeweils andere Reinigungseffekte – von schonendem Anrauen bis hin zum intensiven Materialabtrag.
Ein professioneller Einsatz erfordert daher immer eine abgestimmte Kombination aus Strahlmittel, Druck und Düsentechnik – angepasst an den jeweiligen Fassadentyp.
Übersicht gängiger Strahlmittel
1. Korund
- Eigenschaften: Sehr hart, kantig, hoch abrasiv
- Einsatzbereich: Entfernen von dicken Schichten, Altanstrichen oder Rost auf Beton und Metall
- Vorteil: Maximale Reinigungswirkung
- Nachteil: Hohes Risiko für Substanzschäden bei empfindlichen Materialien
2. Granatsand
- Eigenschaften: Mittlere Abrasivität, mineralisch, kantig
- Einsatzbereich: Universell einsetzbar bei Klinker, Beton, Metall
- Vorteil: Gute Reinigungsleistung bei geringerer Oberflächenzerstörung als Korund
- Nachteil: Nicht ganz so effektiv bei stark haftenden Schichten
3. Glasgranulat
- Eigenschaften: Scharfkantig, mittelabrasiv
- Einsatzbereich: Reinigung von Holz, Metall, Kunststoff
- Vorteil: Entfernt Beschichtungen ohne tiefes Eindringen
- Nachteil: Nicht für stark empfindliche Oberflächen geeignet
4. Glasperlen
- Eigenschaften: Rund, polierend, schonend
- Einsatzbereich: Verfestigung und Reinigung von Metall oder sensiblen Flächen
- Vorteil: Glättet und reinigt gleichzeitig, kaum Materialabtrag
- Nachteil: Kein Einsatz bei starken Verschmutzungen
5. Soda (Natriumbikarbonat)
- Eigenschaften: Weiches, kristallines Strahlmittel, zerplatzt beim Aufprall
- Einsatzbereich: Ideal für empfindliche Fassaden
- Vorteil: Nahezu zerstörungsfrei, rückstandslos entfernbar
- Nachteil: Geringe Tiefenwirkung, nicht für dicke Schichten geeignet
6. Organische Medien (z. B. Nussschalengranulat, Maiskolbenmehl)
- Eigenschaften: Sehr weich, biologisch abbaubar
- Einsatzbereich: Holz, denkmalgeschützte Fassaden, dekorative Reinigung
- Vorteil: Umweltfreundlich, kaum Abrasion
- Nachteil: Eingeschränkte Reinigungsleistung bei hartnäckigem Schmutz
Typische Schadbilder und wann Sandstrahlen hilft
Die Sandstrahlen-Fassadenreinigung kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Reinigungsverfahren an ihre Grenzen stoßen. Das Verfahren eignet sich ideal für den mechanischen Abtrag von hartnäckigen, tiefsitzenden oder flächendeckenden Schadbildern, die eine besonders kraftvolle Reinigung erfordern.
Alte und abblätternde Farbschichten
Wenn mehrere Farbschichten übereinanderliegen oder sich großflächig lösen, ist ein vollständiger Abtrag notwendig. Die Sandstrahlreinigung entfernt Farbe zuverlässig bis auf den tragfähigen Untergrund – zur Vorbereitung eines Neuanstrichs.
Graffiti auf Beton oder Klinker
Besonders auf porösen Flächen wie Sichtbeton oder unglasiertem Klinker dringt Sprayfarbe tief ein.
Mit abrasiven Strahlmitteln wie Granatsand lassen sich Farbpigmente aus den Poren lösen – auch bei älteren Graffitis.
Zementschleier und Baustellenverschmutzungen
Nach Neubau oder Sanierungsarbeiten bleiben oft hartnäckige Rückstände auf der Oberfläche zurück.
Sandstrahlen beseitigt Zementschleier, Ausblühungen, Mörtelreste und Bauschmutz gründlich.
Rost und Korrosionsschäden an Metallfassaden
Verrostete Metallteile verlieren nicht nur an Ästhetik, sondern gefährden langfristig die Bausubstanz.
Strahlen mit Korund oder Glasgranulat entfernt Rost effektiv – und bereitet die Fläche für eine neue Beschichtung vor.
Öl- und Fettverschmutzungen auf Beton
In Industrie- oder Garagenbereichen dringen Öle tief in die Oberfläche ein und lassen sich mit Wasser allein kaum entfernen.
Mit dem richtigen Strahlmittel (z. B. Glasgranulat) kann die verschmutzte Schicht gezielt abgetragen werden.
Wichtig:
Nicht jedes Schadbild erlaubt den Einsatz von Sandstrahlen – bei Naturstein, Putz oder WDVS kann der Abrieb mehr Schaden als Nutzen anrichten. Hier sollten schonende Verfahren angewendet werden.
Fazit: Sandstrahlen in der Fassadenreinigung – kraftvoll, aber nicht für jede Oberfläche
Die Sandstrahlen-Fassadenreinigung ist ein wirkungsvolles Verfahren zur Entfernung hartnäckiger Verschmutzungen, Altbeschichtungen und Schadensbilder auf robusten Fassadenmaterialien. Sie ermöglicht eine tiefgehende, mechanische Reinigung und ist besonders bei Beton, Klinker und Metallfassaden eine effiziente Lösung – sowohl im Bestand als auch zur Vorbereitung neuer Beschichtungen.
Gleichzeitig erfordert der Einsatz Erfahrung, Fingerspitzengefühl und eine sorgfältige Auswahl von Strahlmittel, Druck und Düsentechnik. Denn nicht jede Fassade verträgt die abrasive Wirkung – bei empfindlichen Materialien wie Naturstein, Putz oder WDVS ist Sandstrahlen ungeeignet und kann mehr Schaden als Nutzen anrichten.