Kaum ist ein Graffiti auf der Fassade entdeckt, folgt oft die gleiche Überlegung: „Kann man das nicht einfach überstreichen?“ Die Idee liegt nahe – schließlich scheint ein Eimer Farbe die schnellste und kostengünstigste Methode zu sein, um den Schaden zu beheben. Doch so verständlich dieser Impuls ist, so wichtig ist es, sich im Vorfeld einige grundlegende Fragen zu stellen: Eignet sich die betroffene Oberfläche überhaupt für einen Neuanstrich? Welche Risiken bringt das Überstreichen mit sich?
Prinzipiell: Ja, es ist möglich. Unter ganz bestimmten Bedingungen lässt sich ein Graffiti durch einen deckenden Farbanstrich kaschieren – zum Beispiel, wenn es sich um eine bereits gestrichene, glatte und tragfähige Oberfläche handelt und das Graffiti kleinflächig sowie oberflächlich ist. In der Praxis ist das Überstreichen jedoch selten eine fachlich empfohlene Lösung und sollte nur in absoluten Ausnahmefällen als kurzfristige Maßnahme betrachtet werden.
Wer Graffitis einfach überstreicht, geht mehrere handfeste Risiken ein, die sich sowohl optisch als auch technisch negativ auf die Fassade auswirken können. Besonders auf unvorbereiteten oder ungeeigneten Untergründen entstehen schnell unschöne Effekte.
Das wohl häufigste und zugleich ärgerlichste Problem: Obwohl die Fläche scheinbar deckend übermalt wurde, scheinen Konturen, Farbflecken oder ganze Schriftzüge nach wenigen Tagen oder Wochen wieder durch. Besonders betroffen sind helle Deckfarben, da diese Graffiti-Pigmente schlechter abblocken.
Ursache:
Die Lösemittel, Farbpigmente oder Bindemittel aus dem ursprünglichen Graffiti durchdringen die neue Farbschicht. Ohne fachgerechten Sperrgrund ist das kaum zu verhindern – insbesondere bei sprühlackierten Untergründen mit hoher Lösemitteldichte.
Folge:
Die Fassade wirkt wieder beschmiert, obwohl sie frisch gestrichen ist. Meist wird dann mehrfach nachgestrichen – ein unnötiger Zeit- und Kostenfaktor.
Ein weiteres häufiges Problem ist die mangelnde Haftung der neuen Farbe – besonders auf glatten, glänzenden oder nicht angerauten Graffitiflächen. Ohne vorherige Reinigung oder Grundierung kann es bereits nach kurzer Zeit zu Blasenbildung, Rissbildung oder Abplatzungen kommen.
Ursache:
Sprühlacke bilden einen geschlossenen Film mit schlechter Haftwirkung für Folgeanstriche. Wenn zusätzlich Witterungseinflüsse wie UV-Strahlung, Regen oder Frost wirken, lösen sich ganze Farbpartien ab.
Folge:
Die überstrichene Fläche wird schnell wieder unansehnlich und eine spätere fachgerechte Reinigung ist nun deutlich schwieriger und teurer, da mehrere Schichten entfernt werden müssen.
Selbst wenn es technisch gelingt, die Fläche zu überstreichen, bleibt ein optisches Risiko: Farbabweichungen, Glanzunterschiede und unregelmäßige Kanten führen dazu, dass die übermalte Stelle sichtbar bleibt – besonders bei strukturierten oder gealterten Fassaden.
Ursache:
Die exakte Farbanpassung an verwitterte oder verschmutzte Altanstriche ist oft nicht möglich – auch nicht mit digitalen Farbmessgeräten. Zudem kann sich die neue Farbe anders verhalten als der Bestandsanstrich, z. B. in Glanzgrad oder Trocknungsstruktur.
Folge:
Das Ergebnis wirkt provisorisch – besonders auf homogenen Flächen (z. B. bei Wärmedämmverbundsystemen oder Sichtbeton).
Der Untergrund entscheidet maßgeblich darüber, ob ein Überstrich überhaupt möglich und sinnvoll ist oder ob er langfristig mehr Schaden als Nutzen bringt.
Putz zählt zu den häufigsten Fassadenmaterialien im privaten wie gewerblichen Bereich. Ist die Putzoberfläche bereits gestrichen, tragfähig und nicht zu saugfähig, kann ein Überstrich unter bestimmten Voraussetzungen funktionieren. Wichtig ist hier vor allem die Verwendung eines Sperrgrundes sowie eine sorgfältige Farbanpassung. Stark strukturierter Putz erschwert jedoch das gleichmäßige Auftragen der Farbe – es drohen sichtbare Kanten und unruhige Flächen.
Natursteinfassaden sind besonders empfindlich und offenporig – was sie extrem anfällig für Farbpigmente und chemische Reaktionen macht. Ein Überstrich kann je nach Steinart hier dauerhafte optische und strukturelle Schäden verursachen und ist aus konservatorischer Sicht nicht empfehlenswert. Zudem verliert der Stein seine natürliche Anmutung. Für Naturstein ist eine rückstandsfreie Graffitientfernung immer die bessere Option.
Klinkerfassaden gelten als robust, sind jedoch durch ihre rau strukturierte Oberfläche schwer zu beschichten. Die Fugen und Farbunterschiede im Stein sorgen dafür, dass selbst bei guter Deckkraft Farbunruhen entstehen. Auch hier gilt: Nur nach vorheriger Reinigung, Grundierung und exakter Farbanpassung ist ein Überstrich technisch machbar – aber in den meisten Fällen nicht zielführend.
In vielen Fällen ist das Überstreichen eines Graffitis nicht nur problematisch, sondern schlicht unnötig – denn eine fachgerechte Graffitientfernung bietet zahlreiche Vorteile, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Ziel dabei ist nicht das bloße Kaschieren, sondern die vollständige Wiederherstellung des Originalzustands der Fassade.
Professionelle Graffitientfernung erfolgt je nach Untergrund und Farbart mechanisch, chemisch oder thermisch angepasst. Dabei werden nur die Farbbestandteile gelöst und abgetragen, ohne das darunterliegende Material zu beschädigen. Das bewahrt die Fassadenstruktur und erhält die ursprüngliche Optik.
Moderne Systeme – wie das von Purify eingesetzte Verfahren mit schonenden Reinigern und Niederdrucktechnik – ermöglichen eine nahezu rückstandsfreie Entfernung von bis zu 99 % der Graffitis, selbst auf schwierigen Untergründen wie Naturstein, Trespa, Glas oder Kunststoff. Auch Schatten oder Farbnebel, die beim Überstreichen oft sichtbar bleiben, lassen sich mit entsprechender Nachbehandlung vollständig beseitigen.
Im Gegensatz zum Überstreichen bleibt die Fassade bei fachgerechter Reinigung farblich und strukturell einheitlich – es entsteht kein „Flickenteppich“ oder sichtbarer Reparaturbereich. Das Gebäude wirkt gepflegt, professionell und authentisch – was besonders bei repräsentativen oder denkmalgeschützten Objekten entscheidend ist.
Graffitischutzsysteme sind unsichtbare Schutzschichten, die auf der Fassade aufgetragen werden und das Eindringen von Farbpigmenten, Markern und Lacken zuverlässig verhindern. Sie wirken wie eine Barriere zwischen Oberfläche und Farbe und ermöglichen eine spätere Entfernung des Graffitis ohne Rückstände und ohne die Substanz der Fassade zu beschädigen.
Es gibt unterschiedliche Schutztechnologien, die sich in Wirkung, Haltbarkeit und Anwendung unterscheiden:
Transparenz & Ästhetik:
Die Schutzschicht ist unsichtbar – weder die Farbwirkung noch die Oberfläche werden verändert. Die natürliche Optik der Fassade bleibt vollständig erhalten.
Langfristige Wirtschaftlichkeit:
Ein einmalig aufgetragener Schutz reduziert dauerhaft die Kosten für künftige Reinigungen, Neuanstriche oder Sanierungen.
Materialschonung:
Farben, Marker und Sprays dringen nicht mehr in die Bausubstanz ein – das schützt Struktur, Glanz und Diffusionsfähigkeit des Materials.
Gerade bei empfindlichen Materialien, historischen Fassaden oder großflächigen Schäden kann der Versuch einer Eigenlösung – sei es durch Überstreichen oder unsachgemäße Reinigung – mehr schaden als helfen. In solchen Fällen ist eine fachkundige Einschätzung vor Ort entscheidend.
Oberflächen wie Naturstein, Sichtbeton, Klinker, Putz oder Holz reagieren empfindlich auf unsachgemäße Reinigungsversuche. Zu aggressive Mittel oder falsche Werkzeuge können die Substanz irreparabel beschädigen.
Professionelle Reinigungssysteme arbeiten materialgerecht – ohne Schleifspuren, Verfärbungen oder Substanzverlust.
Hier gelten besondere Anforderungen an die Reversibilität, Substanzschonung und Ästhetik. Eine fehlerhafte Reinigung kann nicht nur bauliche Schäden verursachen, sondern auch gegen Auflagen der Denkmalbehörde verstoßen.
Bei großflächigem Vandalismus stoßen einfache Reinigungsversuche schnell an ihre Grenzen. Auch bei regelmäßig wiederkehrenden Graffitis empfiehlt sich ein professioneller Ansatz – inklusive vorbeugender Schutzmaßnahmen. Nur so lassen sich Aufwand, Kosten und Schäden langfristig kontrollieren.
Fassaden in größerer Höhe, an Verkehrswegen oder schwer zugänglichen Stellen (z. B. Bahnhöfe, Tunnel, Industrieanlagen) stellen erhöhte Anforderungen an Sicherheit und Technik. Fachfirmen arbeiten mit Hebebühnen, Absicherungen und zugelassenem Equipment – inklusive Schmutzwasseraufbereitung.
Der Gedanke, ein Graffiti einfach zu überstreichen, ist nachvollziehbar – doch in der Praxis erweist sich dieser Weg meist als kurzfristig, risikobehaftet und technisch anspruchsvoll. Ob Durchschlagen der Farben, abplatzende Anstriche oder optisch unruhige Flickstellen: Die Liste möglicher Probleme ist lang, vor allem dann, wenn Untergrund, Vorbereitung oder Materialien nicht exakt aufeinander abgestimmt sind.
In den allermeisten Fällen ist die fachgerechte Graffitientfernung die nachhaltigere, wirtschaftlichere und optisch überzeugendere Lösung. Sie schont die Substanz und ermöglicht einen vollständigen Rückbau des Farbschadens.
Nein – im Gegenteil. Hochwertige Sprühfarben sind extrem UV-beständig und wetterfest. Ohne Behandlung bleibt das Graffiti jahrelang sichtbar und dringt immer tiefer ins Material ein.
Kein Problem – genau dafür ist der Schutz da. Die Farbe haftet nicht dauerhaft, sondern kann mit klarem Wasser oder mildem Reiniger rückstandsfrei entfernt werden – ohne das Material anzugreifen.
Nein – vor einem Neuanstrich oder einer Putzsanierung muss der Schutzfilm vollständig entfernt werden. Permanente Graffitischutzsysteme sind nicht überstreichbar, da sie Farbhaftung verhindern. Umgekehrt muss ein Schutz immer als letzter Schritt aufgebracht werden.
Nein – die Fassade muss absolut sauber, trocken und tragfähig sein. Alte Farbrückstände, Moose, Algen oder Staub verhindern die gleichmäßige Haftung und Wirkung. Eine professionelle Reinigung ist zwingende Voraussetzung.
Ein professionelles Reinigungsverfahren ist in der Regel bis zu 70 % günstiger als ein Neuanstrich – insbesondere bei großflächigen oder aufwändig gestalteten Fassaden. Zudem bleibt die ursprüngliche Oberfläche erhalten, was bei hochwertigen Materialien entscheidend ist.