Kunstharzputz ist langlebig, wetterbeständig und beliebt bei modernen Fassaden. Doch im Laufe der Jahre zeigen sich die Schatten der Witterung: grünliche Algen, schwarze Beläge oder graue Schleier verändern das Erscheinungsbild deutlich. Viele Hausbesitzer unterschätzen dabei, wie empfindlich die Oberfläche auf falsche Reinigungsmethoden reagiert.
In diesem Beitrag zeigen wir, wie Schmutz, Algen und Verfärbungen sicher entfernt werden.
Ursachen verstehen – Erscheinungsbilder richtig deuten – sinnvoll reinigen
Kunstharzputz ist robust, farbstabil und stark wasserabweisend. Genau diese wasserabweisende Oberfläche führt jedoch dazu, dass Feuchtigkeit – insbesondere auf WDVS – länger auf der Außenschale steht und Schmutzpartikel haften bleiben. In der Praxis begegnen uns zwei Hauptkategorien von Verschmutzungen: atmosphärische Ablagerungen und biologischer Bewuchs. Beide sehen ähnlich aus, haben aber unterschiedliche Ursachen – und benötigen daher eine angepasste Vorgehensweise.
Verkehrsruß, Staub, Pollen oder auch Vogelkot lagern sich über Monate als feiner Film ab. Typisch ist ein gleichmäßiger, grauer bis dunkel wirkender Schleier, der auf hellen Kunstharzputzen früh auffällt.
Deutlich häufiger als reiner Schmutz ist auf Kunstharzputz mikrobieller Bewuchs. Ursache sind lange Feuchtezeiten der Oberfläche – begünstigt durch Verschattung, Nord- und Westlagen, Wasserablaufspuren unter Fensterbänken sowie nah stehende Vegetation. Hinzu kommt: In alten Beschichtungen enthaltene Biozide waschen mit der Zeit aus. Die Folge sind typische, klar unterscheidbare Bilder:
Grünalgen zeigen sich als flächiger, grünlicher Schleier. Sie lieben Schatten und dauerfeuchte Bereiche. Auf WDVS sind sie besonders präsent, weil die Außenschicht kühler bleibt und Feuchte länger hält.
Schwarzalgen fallen als dunkelgraue bis schwarze, oft senkrechte Streifen auf. Häufig werden sie mit Ruß verwechselt; ein Reinigungsversuch an unauffälliger Stelle klärt schnell, ob es sich um organischen Belag handelt.
Rotalgen erscheinen als vertikale, rost- bis orangefarbene Streifen, meist in Wasserlaufzonen unter Attiken und Fensterbänken. Sie sind hartnäckiger und sitzen tiefer in Poren und Fugen.
Pilze/Schimmel (v. a. Schwärzepilze) treten punktuell oder flächig auf – klassisch über Fensterstürzen. Typische Auslöser sind innenliegende Feuchte und falsches Dauerkipplüften, die zu Kondensat an kühlen Wandzonen führen. Hier gilt: Ursache mitdenken, nicht nur die Optik behandeln.
Die bekannten „hellen Punkte“ im Raster der WDVS-Dübel sind keine Verschmutzung im engeren Sinne. Sie entstehen durch kleine Temperaturunterschiede an der Oberfläche, die die Feuchteverteilung – und damit die Sichtbarkeit von Belägen – beeinflussen. Sie gelten als Indikator, nicht als Schaden.
Typische Stolperfallen bei der Selbstreinigung.
Zu hoher Druck.
Der Klassiker: Mit dem Hochdruckreiniger „glänzt“ die Fläche zunächst, gleichzeitig wird die Oberfläche angeraut oder sogar abgetragen. Ergebnis: schnellere Wiederanschmutzung, im Worst Case Wasser hinter dem Putz. Besser ist ein kontrollierter, niedriger Wasserdruck mit ausreichend Volumenstrom – das löst Schmutz ohne Mikroerosion.
Aggressive oder falsche Reiniger.
Säuren, Chlor oder starke Lösemittel greifen Bindemittel und Pigmente an, verursachen Flecken und können die Oberfläche dauerhaft schädigen. Zudem bleibt oft ein klebriger Film zurück, der Schmutz schneller bindet. Setze auf materialverträgliche, pH-neutrale Produkte und halte die Einwirkzeiten exakt ein.
Keine Vorbehandlung bei Algen/Pilzen.
Nur mit Wasser abspülen entfernt den sichtbaren Schleier, nicht aber Sporen und Biofilm. Der Bewuchs kehrt rasch zurück – häufig stärker. Eine passende Vorbehandlung (zur Biofilm-Lösung) mit ausreichend Ablösezeit ist Pflicht, erst danach wird abgespült.
Falsche Arbeitsbedingungen.
In praller Sonne trocknen Reiniger zu schnell an und hinterlassen Ränder. Bei starker Kälte/Frost wirken Produkte kaum; bei Wind verteilt sich Sprühnebel auf bereits gereinigte Zonen. Optimal sind kühle, schattige Bedingungen ohne Zugluft und mit planbarer Abtrocknung.
Von unten nach oben arbeiten.
So laufen gelöste Schmutze über fertige Bereiche und erzeugen Streifen. Korrekt ist die Arbeit von oben nach unten in klar abgegrenzten Bahnen mit konstantem Düsenabstand.
Zu harte Mechanik.
Scheuerpads, Drahtbürsten oder grobe Bürsten rauen Kunstharzputz auf. Auch kreisende Bewegungen mit Druck erzeugen Matteffekte. Lieber weichborstige Bürsten, lineare Führung und nur so viel Mechanik wie nötig.
Uneinheitliche Abschnittsführung.
„Patchwork“-Reinigung mit wechselnden Abständen, Düsen und Geschwindigkeiten führt zu Wolkigkeit und Ansatzkanten. Hilft: Abschnitte vorab definieren, immer identische Parameter fahren und Übergänge nass-in-nass herstellen.
Einwirkzeit und Spülmenge unterschätzt.
Zu kurze Einwirkzeit löst Beläge nicht vollständig; zu knappes Spülen lässt Rückstände zurück, die später als Schlieren sichtbar werden. Besser: Zeit lassen und großzügig klarspülen.
Ursachen ignorieren.
Wer nur reinigt, aber Verschattung, Wasserabläufe (Fensterbänke/Attiken), Spritzwasserzonen oder nahe Vegetation nicht adressiert, sieht die Flecken bald wieder. Kleine bauliche/organisatorische Korrekturen reduzieren Reinigungsintervalle deutlich.
Sicherheits- und Umweltschutz vernachlässigt.
Instabile Leitern, elektrische Geräte im Nassbereich, ungeschützte Steckdosen, fehlende Abdeckung von Steckdosen/Lüftungsgittern – und unkontrolliertes Abwasser. Vor Beginn: Umfeld abkleben/abdecken, sichere Arbeitswege planen, Schmutzwasser nicht frei ablaufen lassen.
Kein Vorab-Test.
Ohne Probefläche an unauffälliger Stelle bleiben Risiken für Farbtonänderungen, Glanzgrad oder Fleckenbildung. Ein kurzer Test mit dokumentierten Parametern spart später viel Ärger.
Zu selten – oder zu häufig reinigen.
Zu lange warten erhöht den Aufwand; zu häufige oder „harte“ Reinigungen verschleißen die Oberfläche. Ziel ist ein moderater, materialschonender Intervall passend zu Lage, Exposition und Bewuchsrisiko.
Eine Eigenreinigung kann funktionieren, wenn die Verschmutzungen oberflächlich und gleichmäßig verteilt sind – etwa Staub, Pollen, leicht anhaftender Ruß oder Regenstreifen. Typisch sind graue Schleier, die sich bei feuchtem Wetter dunkler zeigen, aber keine grünlichen oder schwarzen Beläge aufweisen.
Auch neuere Fassaden, die regelmäßig gepflegt werden, lassen sich meist problemlos selbst reinigen. Wichtig ist, dass die Oberfläche intakt, nicht rissig und das WDVS dicht ist. Wer unsicher ist, kann eine kleine Probefläche wählen – etwa an einer geschützten Ecke – um zu prüfen, wie das Material reagiert.
💡 Tipp: Wählen Sie für die Reinigung einen trockenen, aber nicht heißen Tag – also am besten Vormittag oder bewölktes Wetter. Direkte Sonne lässt Reiniger zu schnell verdunsten und hinterlässt Flecken.
Auch wenn eine Eigenreinigung bei leichter Verschmutzung funktioniert, gibt es klare Grenzen. Ein Fachbetrieb sollte eingeschaltet werden, wenn:
Ein Fachbetrieb arbeitet mit kontrolliertem Niederdruck, abgestimmten Reinigern und kann das Schmutzwasser auffangen und aufbereiten. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn empfindliche Materialien, Pflanzen oder Oberflächen in der Umgebung geschützt werden müssen.
Leichte Verschmutzungen auf intakten Kunstharzputz-Fassaden können Sie mit mildem Reiniger und Schlauch selbst entfernen – wenn Sie behutsam und methodisch vorgehen. Sobald jedoch Algen, Pilze oder tiefsitzende Beläge ins Spiel kommen, ist die Reinigung mehr als Kosmetik. Dann lohnt sich der Schritt zum Fachbetrieb um Material, Umwelt und Zeit zu schonen.